Wie wird Geislingen aus dem Dornröschenschlaf geweckt? Der Alte Zoll in der Fußgängerzone wird zur Kommunikationsdrehscheibe für die nachhaltige Stadtentwicklung. Am Samstag traf man sich zum Workshop.
Geislingens Oberbürgermeister Frank Dehmer spricht Klartext. „Das schlechte Image der Stadt Geislingen bei Ortsansässigen sowie Außenstehenden muss dringend verbessert werden.“ Deshalb sei es erforderlich, im Rahmen einer nachhaltigen Stadtentwicklung und unter Mitwirkung der Bürger die Zukunft zu gestalten. Ein erster Schritt auf dem Weg zur Imageverbesserung der Fünftäler-Stadt sei das neu ins Leben gerufene Stadtmarketing, das in den Räumen im Alten Zoll eine Bleibe gefunden hat. Dort laufen von nun an die Fäden für die nachhaltige Stadtentwicklung zusammen und werden einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Auch Workshops zu diesem Thema sollen dort stattfinden, so bereits geschehen am Samstagnachmittag.
Am Mittwoch öffnet dort erstmals die Ausstellung „werkSTADT“, die Stephan Durant vom Geislinger Stadtmarketing betreut.Bei allen Aktivitäten zur Imageverbesserung spielen Transparenz und Dialog zwischen Bürgern und Verwaltung eine wichtige Rolle. Um das Ohr möglichst nah am Bürger zu haben, können über sogenannte „Impulskarten“ Ideen und Anregungen zur künftigen Ausrichtung und Positionierung der Stadt ausgefüllt werden. „Geben Sie uns Ihren Impuls“, steht in großen Lettern auf den gelben Karten. Und das rote Logo mit der legendären E-Lok Krokodil verspricht: „Wir schieben was an“. Das Logo ist von nun an Erkennungszeichen von Veranstaltungen, Kommunikationsmitteln, Analysen und Empfehlungen, die im Zusammenhang mit der nachhaltigen Stadtentwicklung stehen. Laut Dehmer gibt es darüber hinaus seit Anfang März im Internet einen Blog, in dem die aktuellen Geschehnisse aus dem Stadtmarketing online abgebildet werden. „Alle Blog-Beiträge können öffentlich kommentiert und diskutiert werden“, betont der OB. Die Kommunikation ist dadurch keine Einbahnstraße. Jeder kann frei seine Meinung sagen und Ideen und Vorschläge einbringen.
Bereits im März 2014 lud die Stadt Geislingen zu einer Veranstaltung in die Jahnhalle, zu der 250 Bürger kamen. Die Verwaltung wollte wissen, wo der Schuh drückt und was künftig besser gemacht werden kann. 700 Anregungen und Wünsche gingen ein, die zeigten, wo Handlungsbedarf nötig ist. Aus diesen Anregungen wurden zehn Themenfelder als Richtschnur für das weitere Vorgehen gebildet. Dazu gehören beispielsweise die Themen Wohnen, Einkaufen, Umwelt, Mobilität und eben auch ein Stadtmarketing. Letzteres wird nun verwirklicht.
Da Geislingen die zukünftige Ausrichtung seiner Entwicklung nicht allein stemmen kann, haben Verwaltung und Gemeinderat im September 2015 die Stadtmarketing-Agentur „Gruppe Drei“ aus Villingen-Schwenningen mit ins Boot geholt, die bundesweit eine Vielzahl von Städten zwischen 15.000 und 50.000 Einwohnern auf ihrer Referenzliste hat. In den vergangenen sechs Monaten analysierten die Marketing-Profis der Agentur die Stadt Geislingen, sammelten dazu relevante Daten und Fakten zur Bevölkerungsstruktur, Kaufkraft, zum Arbeitsmarkt und vieles mehr. Heraus kam ein 200 Seiten starkes Papier, das nicht nur den Status quo erfasst, sondern auch Handlungsempfehlungen enthält. Wie Professor Alexander Doderer, geschäftsführender Gesellschafter der „Gruppe Drei“ sagt, soll Geislingen als eine Stadt mit ihren herausragenden individuellen Merkmalen positioniert werden und auf diese Weise ein unverkennbares Gesicht bekommen. Auf dem Weg dorthin richtet sich Doderers Schwerpunkt zunächst auf den Ortskern im Bereich der Fußgängerzone. Hier bestehe größter Handlungsbedarf. Dazu gibt es bereits einen umfassenden Maßnahmenkatalog, mit dem Geislingens Flaniermeile aus dem Dornröschen-Schlaf geweckt und attraktiv gemacht werden soll.
Stephan Durant berichtet zum Workshop am Samstag, dass die Emotionen zu Geislingen im Mittelpunkt standen. Die Teilnehmer am Treffen, vorwiegend Vereine und Geschäftsleute, analysierten das Selbstbild Geislingens, die „Gruppe Drei“ hat bereits die Außenansicht auf die Stadt erarbeitet. In dieser Analysephase der „Gruppe Drei“ wurden unter anderem 80 Interviews geführt. Bei der Fusionsveranstaltung von Sterne-Gemeinschaft und Gewerbeverein am 7. April wollen Doderer und sein Team erste Ergebnisse vorstellen.
Erschienen in der Geislinger Zeitung am 14.03.2016
Redakteur: Jochen Horndasch
Link zum Artikel: http://www.swp.de/geislingen/lokales/geislingen/Geislingen-schiebt-was-an;art1158503,3731864